Lachende Kölnarena

Lanxess Arena, 08.Februar 2018

 

Weiberfastnacht in Köln, das bedeutet Ausnahmezustand mit allen Konsequenzen. Die Stadtverwaltung arbeitet nicht mehr, die Geschäfte schließen schon am Mittag, wenn sie überhaupt öffnen und in den Schulen steht Brauchtum auf dem Stundenplan. Erwachsene Menschen erscheinen als Baby, Lappenclown oder Biene Maya im Büro. Nichts geht mehr. In Köln regiert ab sofort das Weib.

Und genau auf diesen besonderen Tag der Fraulück stellten die Greesberger in der Lachenden Kölnarena den Elferrat. Karnevalskarusell pur, Ausnahmezustand im Tollhaus der Kölnarena auf der rechten Rheinseite in Köln-Deutz.

 

Kaum einer der inzwischen Millionen zählenden Jecken, die zu der größten Karnevalssitzung des Landes in die „Lachende Kölnarena“ strömten, wird sich vorstellen können, dass auch diese Tradition einmal aus dem Nichts entstand und damals höchst umstritten war. Das närrische Volk hat sie inzwischen zwar zu seiner Veranstaltung gemacht, doch erfunden hat sie ein Mann, der seit 2006 an prominenter Stelle auf Melaten ruht: Konzertdirektor Otto Hofner. 1965 wagte er das Unvorstellbare und inszenierte eine Karnevalssitzung in einer Halle, die bis dahin Massenveranstaltungen wie Sechs-Tage-Rennen, Boxkämpfen oder Rockkonzerten vorbehalten war: Der Kölner Sporthalle. (1958 bis 1999) Die Kölner Sporthalle war mit 8000 Menschen stets ausverkauft. Damals schmeckten dem Festkomitee die neuen Dimensionen überhaupt nicht. Die Hofner-Veranstaltungen wurden boykottiert. Keiner der angeschlossenen Gesellschaften war es erlaubt dort aufzutreten. Doch rasch merkte man, dass auf Dauer eine solche Veranstaltung nicht übergangen werden kann. So kam es mit der Zeit zur versöhnlichen Entwicklung eines gemeinsamen Weitermachens. Ab 1999 fanden die Veranstaltungen in der Lanxess Arena statt. Einiges hat sich inzwischen doch schon verändert. Geblieben sind aber die Selbstverpflegung und die gelb-rote Aufmachung des Plakats.

 

Am Freitag, 19. Januar, erlebten nun die jecken Besucher den Auftakt zu insgesamt 13 Veranstaltungen in der Lachenden Kölnarena. Was Karnevalsfreunde sonst in einer Session sehen, gibt es bei der Lachenden Kölnarena kompakt. Bei der 53. Ausgabe der jecken Großsause sorgten 500 Mitwirkende für beste Stimmung. Die legendäre Megaparty ist die einzige Großveranstaltung im Kölner Karneval mit Selbstverpflegung. Hier werden keine Ehrengäste begrüßt und auch keine Orden verliehen. Hier dürfen die Jecken für ihr leibliches Wohl selber sorgen, mit Picknickkörben und Tiefkühltaschen anreisen und können dazu preiswert ein Pittermännchen erwerben. Und so treffen sich bei jeder der 13 Veranstaltungen rund 10.000 Menschen, um bis spät in die Nacht zu tanzen, zu schunkeln, zu lachen und zu singen und mit unbekannten Sitznachbarn großzügig das Essen zu teilen. Die „Lachende Kölnarena“ bietet damit den unverwechselbaren Charme der Selbstverpflegung.

Die Sitzungsleitung wechselte auch in diesem Jahr zwischen Wolfgang Nagel, Markus Pohl und Heinz-Günter Hunold. Bei uns wurde das Massenschunkeln von Moderator Wolfgang Nagel geleitet. Das Mikrofon ist seit 20 Jahren seine Welt. Seine Moderation ist immer etwas Besonderes, nämlich gekonnt und spontan.

 

Die tollste Karnevalsparty der Welt beginnt wie immer zum Anfang der Veranstaltung mit dem Mini-Rosenmontagszug. Das erste bunte Bild zaubert die Masse der vielen Karnevalsvereine, die traditionell zu Beginn in die Arena einziehen. Charly Kaiser moderiert die Einmarschgruppen, bevor er später das Mikrofon an den Sitzungsleiter übergibt. Die Trommeln und Trompeten verursachten einen ohrenbetäubenden Lärm in den langen Fluren hinter der Bühne, als sich die Korps, Vereine, Garden, Musiker, der Elferrat der Greesberger und zuletzt das Dreigestirn in Bewegung setzen und hinaustreten in das Scheinwerferlicht der Arena.

 

Die Ihrefelder Zigeuner, die Kölner Husaren grün-gelb, die 1. Damengarde Coelln , die Nippeser Naaksühle und einige mehr zogen auf zum traditionellen Hallenrundgang. Dabei schnellen reflexartig die Arme zum Alaaf in die Höhe, wenn wieder eine neue Karnevalsgruppe angekündigt wird.

 

Eine gut gelaunte Greesberg-Formation marschierte mit Präsident Markus Otrzonsek kurz nach 19:11 Uhr in die Lachende Kölnarena ein.

Wir waren allerdings schon ein wenig verwirrt, als Charly Kaiser dem närrischen Volk den Elferrat aus der Gesellschaft des Garde-Corps „Grün-Weiß“ von 1998 e.V. ankündigte.

Nach uns folgte das Traditionskorps der Nippeser Bürgerwehr mit dem Kölner Dreigestirn, Prinz Michael II, Bauer Christoph und Jungfrau Emma (Erich Ströbel). Heute die wichtigste Person im Trifolium, schließlich regieren ja an Wieverfastelovend die Frauen die Stadt.

 

Der Elferrat der Greesberger hatte nach der Einführungsrunde zwischenzeitlich dann auch das Gestühl im hinteren Bereich der Bühne erreicht und die zugedachten Plätze in Augenschein genommen. Kurz danach gesellte sich auch der Moderator und Sitzungsleiter Wolfgang Nagel dazu und begrüßte die Fastelovendsjecken. Wolfgang Nagel ist am Abend nicht nur Moderator, sondern auch Fitnesstrainer der Greesberger. Denn wer Wolfgang Nagel kennt, dem ist bewusst, dass Stehen und das Besteigen der Stühle zum abendlichen Fitnessprogramm eines jeden Elferrats in der Lachenden Kölnarena gehört.

 

Die Greesberger stellen inzwischen ohne Unterbrechung seit dem Februar 2009 den großen Elferrat in der Lachenden Kölnarena.

 

Mit den Neon-Leuchtkugeln und einem länglichen Leuchtelement hatten wir eine auffallende Grundausrüstung vor Ort.

 

Der Arena-Express war nun endlich losgefahren. Es wurde eine Fahrt im ICE und nicht mit der Bimmelbahn. Ein Zwischenstopp gab es auf der sechsstündigen Fahrt Richtung Groß-Schunkeln nur einmal, als der Zug einen 20minütigen Aufenthalt im Pausenraum hatte.

Die Damen der Greesberger saßen wie im letzten Jahr wieder in einem benachbarten Block auf der Tribüne und beobachteten das Elferratsspektakel und amüsierten sich dabei köstlich. Die beiden Orchester Ted Borgh und die Bückeburger Jäger stimmten die Jecken auf die bevorstehenden sechs Stunden ein.

 

Marita Köllner, „Et fussisch Julche“, war nach dem Bühnenauftritt der Nippeser Bürgerwehr und dem Kölner Dreigestirn die erste Programmnummer im sechsstündigen Feier-Marathon. Der Bauchredner Klaus Rupprecht mit seinem Affen Willi blieb aber der einzige Redner des Abends. Ihm folgte „Et Klimpermännchen“ Thomas Cüpper“. Mit seinem Potpourri von Ostermann- und Bläck-Fööss-Liedern, „Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia“ oder „Einmal am Rhein“ vereint er die „Zielgruppe der 20-60-Jährigen“. Um die Textsicherheit musste man sich in der Lachenden Kölnarena noch nie Sorgen machen. Die folgenden Programmpunkte wurden belegt von bekannten Bands und zwei Tanzgruppen, die schon seit langem in der 1. Liga spielen. Die Paveier, die Köllner, die Höhner und Brings. Alles Musikgruppen, die in der Champions League der Kölner Musikszene einen festen Platz haben und die sich immer in den vorderen Plätzen aufhalten. Und viel singen mussten sie selber nicht – das übernahmen immer wieder die Jecken vor der Bühne.

 

Das Tanzkorps „Kölner Rheinveilchen“ und die „Zunft-Müüs“ zählen mit zu den besten Gruppen im karnevalistischen Tanzsport in Köln. Sie stehen für den traditionellen karnevalistischen Tanz, atemberaubende Hebefiguren und ausgefeilte Choreografien. Erstmalig auf der großen Bühne der Arena stand „Sösterhätz“. Das sind zwei stimmgewaltige Schwestern und drei mitreißende Musiker. Sösterhätz war die Entdeckung vom Vorstellabend 2013 der KAJUJA. Nach dem Auftritt von Brings wurde eine kurze Pause eingelegt.

 

Nach Beendigung der Pause sorgte das Trompetenkorps „Efelkank“ für eine fantastische Stimmung. Schlag auf Schlag folgen nun namhafte Bands: Kuhl un de Gäng, Domstürmer, Kasalla und Räuber. Musikalisch auf hohem Niveau und mitreißend in der gigantischen Arena. Dem Sessionsmotto „Mer Kölsche danze us der Reih“ machten die Tanzgruppen Sr. Tollität Luftflotte und das Tanzcorps Colonia Rut-Wiess alle Ehre. Mehr Karneval geht nicht. Weder vor der Bühne noch auf den Tribünen und Logen machen die Jecken Gebrauch von ihren Sitzplatzreservierungen. Auch ganz hinten schunkeln die Jecken. Der Würfel unter der Decke überträgt die Bilder. Es wird applaudiert, mitgesungen und getanzt. Die Lachende Kölnarena ist eine Kombination aus Brauchtum und Unterhaltung.

 

Unterm Hallendach baumelten bunte Luftballons und der auf 22 Mann aufgestockte Elferrat der Greesberger schunkelte im Takt. Sitzen war wohl auch beim Elferrat nicht erwünscht. Die meiste Zeit stand man nämlich auf den Stühlen. Ein kräftiger Scheinwerferstrahl durchschneidet die Dunkelheit und verwandelte so manchen Jeck in einer Lichtgestalt.

 

Lange nach Mitternacht wurde die letzte Programmnummer angesagt. Ohrenbetäubende Jubelrufe begleiteten den Auftritt der Kölschrocker von Cat Ballou. Das närrische Volk war zu dieser späten Uhrzeit immer noch in dem Modus „Freud, Spaß und Schunkellaune“.

 

Beim letzten Lied von Cat Ballou öffneten sich Ballonnetze und prasselten auf das närrische Volk nieder. Die Lebensdauer der Ballons war dabei aber nur zeitlich begrenzt.

 

Der Elferrat war an dem Abend bestens drauf und machte das Geschehen zu einem gelungenen Auftritt.

 

Der größte lachende und schunkelnde Karnevals-Event der Domstadt geht auch 2019 weiter und die Greesberger wünschen sich wieder dabei zu sein, um mitfeiern zu können.

 

Der Start der Arena ist aber auch immer ein Zeichen, dass der Aschermittwoch nicht mehr weit ist. 15 tolle Tage an fünf Wochenenden sind bei der „Lachenden KölnArena“ auch 2019 wieder garantiert. Der VVK-Start für 2019 ist bereits am 23.04.2018.

 

GS